Corona-Maßnahmen treffen von Schließungen betroffenen Handel hart – 40 Milliarden Umsatzverlust in den ersten fünf Monaten 2021
Wie der Handelsverband Deutschland (HDE) in seiner Pressemitteilung vom 12. Mai 2021 informiert, verlieren Einzelhändler des Nicht-Lebensmittelhandels durch Lockdown, Geschäftsschließungen und den aktuellen neuen Vorgaben für Öffnungen in den ersten Monaten des Jahres rund 40 Milliarden Euro Umsatz.
Handel sieht sich in großen Teilen in der Existenz bedroht
Nach einer aktuellen HDE-Umfrage in der ersten Maiwoche unter etwas mehr als 1.000 Händlern, sieht sich deshalb zum Beispiel mehr als die Hälfte der Bekleidungshändler ohne weitere staatliche Hilfen im Jahresverlauf in Existenzgefahr. Der Handelsverband Deutschland fordert angesichts der dramatischen Zahlen weiterhin Anpassungen und mehr Tempo bei den staatlichen Corona-Hilfen sowie eindeutige Öffnungsperspektiven.
Im Bekleidungshandel sehen sich für dieses Jahr ohne weitere staatliche Hilfen 53 Prozent der Händler in ihrer Existenz bedroht, im Schuh- und Lederwarenhandel sind es sogar knapp 60 Prozent. So wertvoll Signale an die Menschen wie eine Öffnung der Geschäfte mit Testpflicht oder Terminvereinbarung für die Stimmung sind, wirtschaftlich ist das für viele Geschäfte nicht. So sprechen die Händler, die mit Testpflicht geöffnet haben, in der HDE-Umfrage im Durchschnitt von Umsatzverlusten von beinahe 60 Prozent. Beim Einkaufen mit Terminvereinbarung liegen die Verluste bei knapp 50 Prozent. Und auch das Shoppen mit Begrenzung der Kundenzahl beschert den befragten Händlern mehr als ein Drittel weniger Umsatz als vor der Krise. Bei gänzlicher Schließung der Läden, liegen die Rückgänge nur jeweils rund zehn Prozent höher.
Neue Öffnungs-Regelungen schrecken Kunden ab
Spiegel online berichtet, dass viele Händler in den Öffnungskonzepten mit Tests oder Terminbuchung „eine ruinöse, willkürliche und völlig einseitige Belastung des ohnehin schon durch Zwangsschließung drangsalierten Handels“ – Zitat Timm Homann, Chef der Modekette Ernsting’s Family, sehen. Das vergraule die Kunden eher, als dass es sie zum Shoppen einlädt. Zumal die sich ständig ändernden Inzidenzzahlen und damit Öffnungsmöglichkeiten oder eben Schließungen, bei Geschäftsinhabern, Mitarbeitern und Kunden für Verwirrung, Frust und Verunsicherung sorgt. „Die Regeln, ob Filialen öffnen könnten, würden außerdem so kurzfristig geändert, dass man kaum noch darauf sinnvoll reagieren könne“, wird Marcus Diekmann, Chef des Fahrradhändlers Rose Bikes in Bocholt, vom Spiegel zitiert. Und s.Oliver-Chef Claus-Dietrich Lahrs äußerte „Die aktuellen Regelungen sind aus unserer Sicht keine Öffnungsperspektive. Wir brauchen Verlässlichkeit.“
Die Lage im Handel ist alarmierend – staatliche Hilfen stehen teilweise noch aus und reichen nicht
Trotz der misslichen Lage öffnen viele Händler ihre Läden, um die Kunden nicht gänzlich zu verlieren und ihre Mitarbeiter zu halten. Aber in der Regel zahlen die Firmen dann drauf. Denn für die aus der Kurzarbeit zurückgeholten Mitarbeiter gibt es dann keine staatlichen Hilfen mehr, die Personalkosten schlagen wieder voll zu Buche. Ähnlich verhält es sich mit den Mietkosten. Viele Händler haben mit ihren Vermietern Vereinbarungen getroffen, nach denen diese bei geschlossenen Läden einen großen Teil der Mietkosten erlassen. Öffnen die Händler wieder, ist die gesamte Miete zu zahlen.
„Die Lage im Nicht-Lebensmittelhandel ist vielerorts alarmierend schlecht. Deshalb müssen die Corona-Hilfen jetzt schnellstmöglich komplett ausgezahlt werden“, so HDE-Hauptgeschäftsführer Stefan Genth. Laut der HDE-Umfrage haben fast drei Viertel der betroffenen Händler seit Beginn der Krise staatliche Unterstützung bekommen. Aber 60 Prozent warten noch auf ausstehende Zahlungen und 60 Prozent der Empfänger von Abschlagszahlungen erhielten weniger als die Hälfte der Auszahlungssumme.
Händlerverband und zahlreiche Händler warnen, dass viele Handelsunternehmen keine Chance mehr hätten, die Krise zu überstehen und vor damit einhergehenden hohen Arbeitsplatzverlusten, Perspektivlosigkeit für Auszubildende sowie vor verödenden Innenstädten.
Moderne Restrukturierung kann unterstützen
Immer mehr Einzelhändler nutzen bereits moderne Sanierungsverfahren, um sich neu aufzustellen oder Strukturen zu optimieren. Gern beraten wir Sie vertraulich zu den verschiedenen Möglichkeiten – wir haben deutschlandweit schon viele Filialisten bei einem erfolgreichen Neustart unterstützt.
beitrag von Frank-Rüdiger Scheffler
Rechtsanwalt und Insolvenzverwalter bei der Tiefenbacher Insolvenzverwaltung.
Telefon: +49 351 477 82 51