Online-Industrieauktionen – ein zeitgemäßes Verwertungsinstrument
Gastbeitrag von Auktionator Cornelius Pleser
Online-Auktionen sind aus dem gewerblichen Bereich nicht mehr wegzudenken. Die digitale Verwertung von Industrieanlagen bietet mehr Flexibilität, Reichweite und oft bessere Erlöse. Um jedoch die gewünschten Ergebnisse zu erzielen und unliebsame Überraschungen zu vermeiden, muss das Instrument richtig eingesetzt werden. Was aber sind die genauen Vorteile von Online-Auktionen? Worauf müssen Verkäuferinnen und Verkäufer von Maschinen und Industrieanlagen achten?
Anders als die klassische Präsenzauktion
Online-Industrieauktionen machen die Vermarktung von Versteigerungsgut deutlich kundenfreundlicher. Früher gab es lediglich einen Katalog mit einigen Bildern der jeweiligen Objekte. Nur am Tag der Auktion beziehungsweise am Besichtigungstag bestand die Gelegenheit, die Güter genauer zu inspizieren. Heute stehen die angebotenen Maschinen und Anlagen bereits mehrere Wochen vor der Auktion online. Bilder und meist auch entsprechende Videos illustrieren das Angebot. So können sich potenzielle Käuferinnen und Käufer vorab informieren, können vergleichen und abwägen.
Das Auktionsprocedere ist durch die Online-Abwicklung zudem um einiges flexibler und praktikabler geworden. Interessenten müssen keine Tagesreisen mehr unternehmen, um dann während der Versteigerung innerhalb weniger Minuten über hohe Investitionsbeträge zu entscheiden. Bei einer Onlineauktion geschieht alles unkompliziert vom Schreibtisch aus.
Mehr Reichweite und höhere Erlöse
Der digitale Wandel hat das Kaufverhalten im privaten Bereich längst nachhaltig verändert. Mit Online-Auktionen schlagen diese neuen Gewohnheiten immer mehr auch auf den gewerblichen Bereich durch. Wenn der digitale Prozess fachkundig aufgesetzt wird, kann ein Auktionshaus dadurch deutlich mehr Reichweite für sein Angebot generieren. Je nach Versteigerungsgut sind bis zu fast einer halben Million Klicks pro Auktion nicht ungewöhnlich. Wird die Konkurrenzsituation unter den Bietenden konsequent genutzt, ergibt sich in aller Regel auch ein höherer Erlös für die jeweiligen Objekte.
Anlässen für Online-Auktionen
Wer Investitionsgüter zu veräußern hat, kann sich die Vorteile von Online-Versteigerungen zunutze machen. Die Anlässe können dabei ganz unterschiedlich sein:
- Im Unternehmen wird Platz für neue Maschinen und Anlagen gebraucht
- Es sollen stille Reserven gehoben werden
- Nicht mehr benötigte Assets sind zu veräußern
- Produktionsbereiche, Werke oder Standorte müssen stillgelegt oder geschlossen werden
- Es sind Güter im Rahmen eines Insolvenzverfahrens zu verwerten
Aber: Online-Auktionen fundiert angehen
Mit dem Online-Verwertungsgeschäft haben sich zwar die Möglichkeiten stark erweitert, allerdings ist eine Online-Vermarktung wie ein eigener Fachbereich und erfordert entsprechende Tiefenkenntnis. Erst die Kombination unterschiedlicher Marketingbausteine macht eine solche Auktion zum Erfolg. Hinzu kommen einige Fallstricke.
Im Gegensatz zu Präsenzauktionen besteht bei den Online-Pendants beispielsweise keine Erlaubnispflicht nach der Gewerbeordnung. Die Rechtsfolge unterscheidet sich damit grundlegend: Eine Online-Auktion ist ein reiner Verkauf nach den Vorschriften des BGB mit all seinen Rechtsfolgen. Um eine Gewährleistung auszuschließen, sollten daher nur gewerbliche Kunden zugelassen werden. Bei Präsenzauktionen regelt solche Punkte die Versteigerungsverordnung – sie macht Vorgaben zu Abläufen, Pflichten und Verboten sowie zur Vorbereitung der Veranstaltung und zur öffentlichen Bestellung des Auktionators. Eine vergleichbare Qualitätsabgrenzung fehlt bei einer Online-Auktion. Daher sollten Auftraggeber umso kritischer auf Expertise und Erfahrungsschatz eines Auktionators schauen. Gerade die öffentliche Bestellung eines Versteigerers ist hier ein zuverlässiges Kriterium. Denn: Ein Auktionator muss strukturiert arbeiten und benötigt unter anderem Sachkunde für das zu verwertende Gut, hat Artikel exakt zu beschreiben und muss eine genaue Kenntnis des vorhandenen Zubehörs haben.
Sie möchten tiefer in das Fachgebiet der Industrieauktionen eintauchen – gerade vor dem Hintergrund eines Sanierungsszenarios? In der aktuellen Publikation „Gläubigerausschuss und Gläubigerbeirat in Restrukturierung und Insolvenz des Firmenkunden“ (Steinwachs/Vallender/Cranshaw (Hrsg.), 3. Auflage 2021, 603 S., 95 Euro, Finanz Colloquium) lesen Sie mehr von unserem Gastautor. Bei individuellen Fragen können Sie sich jederzeit auch gern persönlich an den Auktionator wenden.
Über den Gastautor
Cornelius Pleser ist öffentlich bestellter und vereidigter Versteigerer für Maschinen und industrielle Anlagen. Ebenso gehören Immobilien und fremde Rechte zu seiner Expertise. Mehr als 4.000 Verfahren für Insolvenzverwalter, Finanzinstitute und Unternehmen lagen bisher in seiner Verantwortung. Zusammen mit Ehefrau Anja Pleser führt er die Pleser KG. Das Unternehmen sorgt seit nunmehr 25 Jahren für die vollumfängliche Bewertung und Vermarktung industrieller Assets. Anlässlich des Jubiläums präsentiert sich die Pleser KG mit neuer Website inklusive Online-Auktionstool. Cornelius Pleser ist auch Mitglied in verschiedenen Verbänden und tritt als Autor, Moderator, Sprecher und Referent in Erscheinung.
Gastbeitrag von cornelius Pleser
Versteigerer, geschäftsführender Gesellschafter Pleser KG
Telefon: +49 (0)375 – 60 69 6-0
Mail: info@pleser.de
Mehr Informationen: www.pleser.de