Materialengpässen nachhaltig begegnen
Beschaffungsprobleme plagen einen Großteil der Mittelständler. Wie kommt es dazu? Und wie lässt sich der Nachschub langfristig sicherstellen? Objektbasierte Finanzierungen wie Sale & Lease Back und Asset Based Credit können helfen, Antworten auf die Materialfrage zu finden.
Laut einer Erhebung des Münchner ifo-Instituts stiegen die Materialsorgen im November erneut an. Über 74 Prozent der Industrieunternehmen klagten über Engpässe bei ihren Vorprodukten und Rohstoffen. Das sind vier Prozent mehr als im Oktober. In fast allen Branchen stiegen die Beschaffungsprobleme. Am stärksten trifft es die Bekleidungshersteller mit fast 90 Prozent, die Automobilindustrie mit über 88 Prozent und den Maschinenbau mit mehr als 86 Prozent betroffenen Unternehmen. Bei den Autobauern beispielsweise sorgt der Chipmangel bereits seit Monaten immer wieder für stillstehende Bänder. Aufgrund der andauernden Materialschwierigkeiten verzögern sich Auslieferungen branchenübergreifend; neue Aufträge können oft trotz vermehrter Anfragen und voller Bücher nicht angegangen werden.
Doch nicht nur die Industrie ist von Lieferengpässen betroffen. Nach Umfrage des ifo-Instituts haben sich zuletzt auch die Lieferprobleme im Einzelhandel deutlich verschärft. So klagten im November annähernd 78 Prozent der Händler, dass bestellte Ware nicht geliefert werden könne. Im Vormonat waren es noch 60 Prozent. Spielwaren, Fahrräder und Kfz sind hierbei besonders betroffen.
Stau in der internationalen Containerschifffahrt
Manche Beobachter waren davon ausgegangen, dass sich die Materialsituation bis Ende des Jahres entspannen würde. Doch dieses neuerliche Anziehen der Herausforderungen zeigt, dass die Beschaffung ein wunder Punkt bleibt. Ein Hauptgrund: Der internationale Transport läuft nach dem Corona-Schock längst noch nicht wieder reibungslos. Seit Monaten kommt es etwa zu massiven Staus in der Containerschifffahrt. Allein in Häfen der USA und Chinas stecken, laut dem aktuellen Kiel Trade Indicator des IfW, rund acht Prozent der weltweiten Frachtkapazitäten fest. 11 Prozent der global verschifften Waren befinden sich in der Warteschleife.
Preisanpassung, Glokalisierung und Lagerausbau
Die Engpässe erhöhen die Beschaffungskosten. Mittelständler müssen auf diese Situation reagieren: Laut ifo wollen so viele verarbeitende Unternehmen wie noch nie die Preise erhöhen. Und mehr als zwei Drittel der Einzelhändler planen ebenfalls, Anpassungen vorzunehmen. Doch Preissteigerungen sind oft eine Belastungsprobe für die Kundenbeziehung und nicht die einzige Option, um mit der Situation am Beschaffungsmarkt umzugehen.
Viele KMU stellen derzeit auch ihre Lieferantenstruktur auf den Prüfstand. Ein beliebtes Stichwort ist die sogenannte „Glokalisierung“, also der Wechsel von globalen Zulieferern auf regionale oder lokale Partner. Doch dieser Prozess befindet sich noch in einem frühen Stadium. Die erforderliche Infrastruktur und die entsprechenden Netzwerke mit Lieferanten müssen erst auf- und ausgebaut werden. In vielen Branchen gibt es noch keinen Ersatz für Vorprodukte, etwa aus Fernost. Kurzfristig weichen viele mittelständische Unternehmen zunächst auf eine stärkere Bevorratung und eine Aufstockung der Lagerkapazitäten aus. Doch egal, ob Lagerausbau, verstärkter Einkauf oder Umstellung der Lieferantenstruktur – all diese Maßnahmen erfordern Liquidität von den Betrieben.
Finanzierung über objektbasierten Ansatz
Die benötigten Mittel sind nicht immer bei der Hausbank abrufbar: Möglicherweise ist das Kreditlimit bereits erschöpft, oder der Mittelständler entstammt einer für die Bank schwierigen Branche. Auch wenn seine Bonität aufgrund der aktuellen Herausforderungen nicht optimal ist, kann sich die Darlehensvergabe als kompliziert herausstellen. In diesen Fällen helfen objektbasierte Finanzierungsansätze wie Sale & Lease Back weiter.
Dabei verkauft ein mittelständischer Produzent oder Verarbeiter seinen gebrauchten Maschinen-, Anlagen- oder Fuhrpark. Zugleich mietet er diesen sofort zurück, um ihn ohne Unterbrechung weiter zu nutzen. Bei der Innenfinanzierung über Sale & Lease Back können oft stille Reserven gehoben werden. Zudem sind die Leasingraten für die fortgesetzte Nutzung der Maschinen teils steuerlich abzugsfähig. Da Sale & Lease Back als objektbezogene Finanzierung bonitätsunabhängig ist, eignet es sich auch für wirtschaftlich angespannte Phasen, wie sie viele KMU derzeit durchleben. Auch in Bezug auf die Finanzierungsgeschwindigkeit passt das Modell zur aktuellen Situation: Von der ersten Anfrage bis zur finalen Auszahlung des Kaufpreises vergehen in der Regel nur wenige Wochen.
Die aus dem Verkauf des Anlagevermögens gewonnenen Mittel können breit eingesetzt werden: Neben einer Aufstockung des Lagers oder einer Neuaufstellung des Partnernetzwerkes können sie auch dazu dienen, das operative Geschäft zu stützen. Mit der frischen Liquidität können zudem Strukturen und Prozesse optimiert, neue Technologien implementiert oder Finanzierungen abgelöst werden. Selbst in der außergerichtlichen Restrukturierung oder der Insolvenz verhilft die Innenfinanzierung zu neuen Mitteln. Die gebrauchten Objekte müssen für den Ansatz allerdings zahlreich, werthaltig, gängig und transportfähig sein.
Spezialkredit für Produzenten, Händler und andere
Ein weiterer objektbasierter Ansatz hört auf den Namen „Asset Based Credit“. Der Spezialkredit bietet Lösungen für Industriebetriebe, Händler, Dienstleister und Start-ups. Das gesamte Anlage- und Umlaufvermögen kann hierbei als Kreditsicherheit genutzt werden: vom Maschinen- und Fuhrpark über Rohstoff- und Warenlager bis hin zu Sachwerten und Immobilien. Die kurz- bis mittelfristigen Kredite eignen sich für unterschiedliche Herausforderungen – vom Einkauf über den Lagerausbau bis hin zu Überbrückungsfinanzierung, Umstrukturierung oder Sanierung.
Sie möchten wissen, ob sich auch für Ihre Herausforderung ein objektbasierter Ansatz findet? Fragen Sie gleich unseren Gastautor!
Gastbeitrag von Carl-Jan von der Goltz
Geschäftsführender Gesellschafter Maturus Finance GmbH
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