Deutsche Industrie investiert global

Deutschland zu teuer? Darauf sollten Industriefirmen bei Auslandsinvestitionen achten

Wer in Deutschland produziert, muss tief in die Tasche greifen. Hohe Energiepreise, teure Rohstoffe und steigende Löhne treiben die Betriebskosten in die Höhe. Die wirtschaftliche Belastung am Heimatstandort ist für Industrieunternehmen ein strukturelles Problem – viele verlagern ihre Investitionen daher ins Ausland. Wie lässt sich das strukturiert umsetzen?

Um die Investitionsbereitschaft der Industrie im Inland ist es nicht gut bestellt. Laut einer Umfrage der Deutschen Industrie- und Handelskammer wollen zwei von fünf Industriebetriebe ihre Investitionen im Inland reduzieren. Die Gründe: sinkende Wettbewerbsfähigkeit des Industriestandortes Deutschland, schwache Konjunktur, geopolitische Risiken und Handelshemmnisse. Die hohen Energiepreise, Zinsen und bürokratische Belastungen drücken auf die Budgets der Unternehmen. Laut DIHK-Umfrage wollen daher 40 Prozent der befragten Industriebetriebe im Ausland investieren – 33 davon planen höhere Investitionen als zuvor.

Die Hauptmotive:

  • Kosten sparen: Vor allem energieintensive Industrien sind durch die hohen Energie- und Rohstoffkosten in Deutschland stark belastet. Gesetzliche Vorgaben verursachen in ihrer Umsetzung zusätzliche Kosten und auch die Löhne sind in den letzten Jahren gestiegen.
  • Vertrieb und Kundendienst ausbauen: Ziel ist es, Handelsaktivitäten zu unterstützen, vor Ort präsent zu sein und den Service für internationale Kunden zu verbessern.
  • Neue Märkte erschließen: Unternehmen wollen vor Ort produzieren, um direkten Marktzugang zu erhalten. Dabei geht es nicht nur um Absatzsteigerung, sondern auch um strategischen Zugang zu Rohstoffen, die Diversifizierung von Lieferketten und günstigere Energieversorgung.

Expansion mit Plan – darauf kommt es an

Ob Produktionsverlagerung, neues Vertriebsbüro oder Joint Venture – internationale Investitionen eröffnen neue Chancen, erfordern aber auch Weitsicht und einen konkreten Fahrplan.

1. Zielmärkte auswählen

Wo lohnt sich der Einstieg – und wo lauern Stolperfallen? Eine systematische Markt- und Standortanalyse hilft, Potenziale zu erkennen und Risiken zu vermeiden. Energiepreise, rechtliche Rahmenbedingungen, Infrastruktur, Arbeitskräfteangebot – all das will sorgfältig abgewogen sein.

2. Strukturen planen und aufbauen

Je nach Zielmarkt gelten andere rechtliche, steuerliche und administrative Vorgaben. Hier sind eine sorgfältige Planung der Unternehmensstruktur sowie die Auswahl geeigneter Partner, etwa für Joint Ventures oder lokale Dienstleistungen, essenziell. Auch das Thema Compliance sollte rechtzeitig adressiert werden.

3. Lieferketten strategisch aufstellen

Mit der Internationalisierung können Lieferketten robuster gestaltet werden. Damit das gelingt, müssen Unternehmen sich allerdings mit Fragen der Logistik, Qualitätssicherung und Versorgungssicherheit auseinandersetzen – besonders in geopolitisch sensiblen Regionen.

4. Risiken erkennen – bevor sie eintreten

Politische Instabilität, Wechselkursschwankungen, kulturelle Unterschiede, Zollthemen: Internationale Expansion bringt Unsicherheiten mit sich. Wer die Risiken kennt, kann gezielt gegensteuern – etwa durch Szenarienanalysen oder lokale Expertise – und gewinnt Handlungsspielraum.

5. Menschen mitnehmen – intern wie extern

Auslandsinvestitionen sind nicht nur eine Sache von Zahlen. Sie betreffen Menschen, Prozesse, Kommunikation. Ob Führungskräfte oder Mitarbeitende – der kulturelle und organisatorische Wandel sollte mitgedacht und auch kommunikativ aktiv begleitet werden.

Start typing and press Enter to search