Corona: Deutsche Unternehmen plagen Existenzsorgen
Nach der kurzen Erholung im Sommer belasten die zweite Pandemiewelle und der erneute Lockdown die Wirtschaft schwer. Laut aktueller Konjunkturumfrage des ifo-Instituts bedroht Corona die Existenz von 15 Prozent der deutschen Unternehmen. Das ist zwar ein geringerer Wert als im Juni – kurz nach der ersten Welle sahen sich 21 Prozent existenziell gefährdet –, die Zahlen müssen jedoch branchenspezifisch betrachtet werden. Durch den Teil-Lockdown sind insgesamt weniger Wirtschaftszweige, diese aber teils massiv existenzbedroht. So fürchten 86 Prozent der Reisebüros und -veranstalter, 76 Prozent der Hotels und 62 Prozent der Gaststätten um ihren Erhalt. In der Industrie sind mit 34 Prozent besonders die Metallerzeuger und -verarbeiter sowie mit 29 Prozent die Druckereien betroffen. Auf der anderen Seite sehen sich IT-Dienstleister mit fünf und Rechts- und Steuerberater mit drei Prozent nur wenig gefährdet. Die Chemie- und die Pharmaindustrie fühlt sich noch sicherer – hier sorgen sich nur ein beziehungsweise null Prozent der Unternehmen.
Neben grundlegenden Existenzfragen hat die zweite Welle auch die Produktionserwartungen der Industrie für die nächsten Monate berührt. Diesen fielen laut ifo-Institut von 16,3 Punkten im Oktober auf 5,5 Punkte im November. Besonders stark sind die Erwartungen der Automobilbauer zurückgegangen. Nach kurzem Aufwind im Sommer fielen sie von plus 53 Punkten im September auf minus einen Punkt im November.
Ostdeutsche Wirtschaft besonders gefährdet
Vor allen Dingen ostdeutsche Unternehmen sehen sich durch Corona bedroht. Hier sind es nach ifo-Umfragen 20 Prozent, die um ihre Existenz fürchten. Im Vergleich zu Gesamtdeutschland schätzen die hiesigen Betriebe die Gefahr auch als kaum geringer ein, als im Juni. Mit den größten Sorgen tragen sich in den neuen Ländern der Bereich Dienstleistungen und speziell das Hotel- und Gaststättengewerbe. Eine Normalisierung der Lage wird von Unternehmer bundesweit erst im Dezember nächsten Jahres erwartet.
Aufgrund der erneut schwierigen Situation hat das ifo-Institut im November erstmalig seit Monaten auch wieder einen Anstieg der Kurzarbeit festgestellt – auf insgesamt 28 Prozent. Hier sind ebenfalls die Branchen, die in den Teillockdown geschickt wurden, besonders betroffen: 91 Prozent der Hotels, fast 72 Prozent der Gastronomie-Unternehmen und 91 Prozent der Reiseveranstalter und -büros fahren Kurzarbeit.
Erholung wohl nur langfristig
Immer mehr Experten gehen davon aus, dass sich die Erholung der Wirtschaft länger hinziehen wird. Zuletzt hatten die führenden Wirtschaftsinstitute die Erwartungen in ihrer Gemeinschaftsdiagnose korrigiert. So gehen die Institute nun von einem Rückgang des Bruttoinlandsproduktes (BIP) in 2020 von insgesamt 5,4 Prozent aus. Die Erholung in 2021 fällt mit 4,7 Prozent geringer aus, als mit den bisher erwarteten 5,8 Prozent. In 2022 rechen die Experten mit einem Zuwachs des BIP von 2,7 Prozent. Ein großer Unsicherheitsfaktor bleibt jedoch weiterhin der Verlauf der Pandemie, der zuverlässige Vorhersagen erschwert.
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beitrag von Simon Leopold
Geschäftsführer ABG Consulting-Partner GmbH & Co. KG
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